Kupferkessel
Abgedreht statt zugeknöpft
Eigentlich klingt „Kupferkessel“ nach einem gutbürgerlichen Lokal wie es im Buche steht. Auch das gusseiserne Auslegerschild draußen spricht dafür. Doch wer das Restaurant in der Paderborner Marienstraße betritt, wird schnell eines Besseren belehrt. An den cremefarbenen Wänden hängt moderne Kunst lokaler Talente, die Einrichtung ist schick und modern. „Ich koche für Sie aus Leidenschaft“, steht an der Eingangstür. Dieser etwas zur Phrase verkommenen Spruch hat für Chefkoch Gilbert Scheid jedoch eine echte Bedeutung.Fine Dining freche Art, mit viel Fisch Denn fragt man den Küchenchef nach seinen Ideen und Faibles, sprüht es nur so aus ihm heraus. „Ich koche alles, vom Cordon bleu bis zum Hummer“, sagt der Mittvierziger. Schnell schießen ein paar Geistesblitze aus ihm heraus: Praline von Langostinos, Jakobsmuschel auf Räucherlachsschaum, Fjordlachs auf Sauerkrautrösti. Gerne verarbeitet er kanadischen Heilbutt. Der schmecke herausragend und sei so vielseitig verarbeitbar, beispielsweise zu Sashimi, Steak oder Ragout. Wer die Küchenrichtung im Kupferkessel zu identifizieren versucht, dürfte es irgendwo zwischen deutsch und mediterran und gehoben westfälisch mit abgedrehten Einsprengseln treffen. Spezialität des Hauses ist die Schnitzellasagne. Ein lecker-deftiges Türmchen mit wechselnden Schichten aus Kalbfleisch und Waldpilzragout, dazu ein Paderborner Landei. Der Küchenchef hat diese Kreation schon für eine Gruppe von 12 Personen zubereitet. „Das war verdammt viel Arbeit“, grinst Scheid, „aber es hat Spaß gemacht.“ Der Mann mit den langen Haaren und dem schwarzen Piraten-Bandana weiß, was er tut. Schließlich hat er früher in diversen renommierten Restaurants gedient. Alle zwei Wochen wechselt die Karte. Mittags gibt es ein kleines Zweiteller-Menü für sensationelle zehn Euro. „Da ist die Hütte immer voll“, freut sich der gebürtige Paderborner.Eine kreative (Familien-)Bande 1999 hat Gilbert Scheid das damals tatsächlich gutbürgerlich-bodenständige Restaurant vom Vater übernommen. Der zweifelte nicht an des Sohnes Kochkünsten, wohl aber an dessen Idee, hier alles radikal umzukrempeln. Das Lebenswerk an die nächste Generation zu übertragen, ist ohnehin ein schwieriger Prozess. Im Fall Kupferkessel endete er erfolgreich. Ursprünglich wollte Scheid das Lokal in „Gilberts Wirtschaft“ umtaufen, es blieb beim alten Namen. Heute wirtschaften sie zu dritt in der Küche und zu dritt im Service. Partnerin Anke ist zuständig für Gastbetreuung und Weinfragen – und auch Sohn Nicolas ist mit von der Partie. Unkompliziert verhält es sich im übrigen mit dem Weinausschank. 15 von insgesamt 40 Tropfen gibt es glasweise, darunter Riesling und Grauburgunder aus der Pfalz. Als „Hausfreund“ etikettiert sind zwei Weiße vom Weingut Stark im rheinhessischen Uelvesheim. Im Kupferkessel ist man bestrebt, das erzkatholische Paderborn kulinarisch ein wenig aufzumischen. Mit Know-how und Kreativität. Das kommt gut an beim Publikum. Richtig gut.
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Leckeres Essen ist ein wahrer Genuss für alle Sinne. Von köstlichen Vorspeisen bis hin zu verführerischen Desserts gibt es unzählige Möglichkeiten, kulinarische Freuden zu erleben und unsere Geschmacksknospen immer wieder neu zu entdecken. Genuss pur auf Ihrer Reise!