Priesterhaus
Bildquelle: Homepage Priesterhaus
Das einzige in Torgau erhaltene vorreformatorische spätgotische Priesterhaus hat aufgrund seines guten Erhaltungszustands Bedeutung für ganz Sachsen. In der Katharinenstraße, der ehemaligen Sackgasse, unweit des Schlosses Hartenfels gelegen, ist es ein Zeugnis priesterlicher, bescheidener Wohnkultur, aber auch Ort des frühen Reformationsgeschehens der Stadt.
Es beherbergt die Ausstellung „Klang & Glaube“, die das Zusammenspiel von Reformation und Musik beleuchtet und das Leben und Wirken von Johann Walter und Georg Spalatin ins Zentrum rückt. Medienstationen und ein Kinderpfad machen den Besuch zu einem kurzweiligen Erlebnis.
In den Jahren 1493/94 durch Kurfürst Friedrich den Weisen über einem noch älteren Keller neu errichtet, war es das Wohnhaus seiner Altarstiftung zum Neuen Heiligen Kreuz in der benachbart liegenden Kirche „Unser lieben Frauen“, der heutigen Stadtkirche. Kurfürst Friedrich der Weise, noch ganz der spätmittelalterlichen Frömmigkeit verhaftet, hatte sich zu einer Pilgerreise nach Jerusalem entschieden und in diesem Zusammenhang den Altar und darüber hinaus eine Kapelle zum Heiligen Kreuz vor den Toren der Stadt gestiftet. Er ließ sich von seinem Bruder, dem Erzbischof Ernst von Magdeburg, aussegnen und vollendete nach Rückkehr aus dem Heiligen Land den Bau der Kapelle, die „die Schöne“ genannt wurde. Das Haus des Priesters, der wöchentlich 6 gesungene Messen vor dem Altar zum Neuen Heiligen Kreuz zu halten hatte, ist das letzte von ursprünglich 15 Priesterhäusern, die sich hier im Bereich der sog. Schlossfreiheit zwischen Schloss und Markt befunden haben.
Während der Jahre früher reformatorischer Ereignisse entschloss sich der Kurfürst, seinen Geheimsekretär, Hofprediger und Seelsorger Georg Spalatin (1484 – 1545) mit dem Altarlehen zu begnaden, das mit einem jährlichen Einkommen von 40 Gulden bewidmet war. Georg Spalatin, der Freund Luthers und Mittler zwischen dem Kurfürsten und Martin Luther, der bis dahin Gemach und Kammer im Schloss Hartenfels bewohnt hatte, bezog das Priesterhaus. Hier sind bis 1525 auch die Wittenberger Reformatoren ein- und ausgegangen. 1525 wurde ihm das Haus erblich übereignet. Er besaß es bis 1533. Nachdem Spalatin im August 1525 die Pfarrherrenstelle in Altenburg übernommen hatte, war das Haus an den ersten Mädchenschulmeister der Stadt, Ambrosius Hofer, vermietet, der hier auch die Mädchenschule durchführte. Danach besaßen es Handwerker, Dienstleute und Arbeiter.
Trotz Ein- und Umbauten konnte es weitestgehend ab 2011 durch den „Förderverein für Denkmalpflege in der Stadt Torgau e.V.“ wieder originalgetreu gesichert werden. Heute steht das spätmittelalterliche Kleinod für eine museale Nutzung zur Verfügung. Es beherbergt eine Ausstellung „Klang & Glaube – Johann Walter und Georg Spalatin im Priesterhaus Torgau“. Das Erdgeschoss präsentiert Leben und Wirken des Torgauer Komponisten der Reformation Johann Walter (1496 – 1570). Walter, mit Luther befreundet, und der Reformation eng verbunden, war nicht nur der Begründer des bürgerlichen Kantoreiwesens, sondern ist auch Gründer der Sächsischen Hofkapelle im Jahr 1548 und einer der ersten Kapellmeister der heutigen Sächsischen Staatskapelle. Als Urkantor der evangelischen Kirchenmusik ist ohne ihn und sein Wirken die Hofkultur der Kirchenmusik mit Heinrich Schütz und Johann Sebastian Bach so nicht vorstellbar.
Das Obergeschoss mit der wiederhergestellten Priesterstube ist als einziges noch erhaltenes seiner Wohnhäuser ganz Georg Spalatin gewidmet. Die Ausstellung zeigt die Reformationszeit, ihre Umbrüche und Spalatins Verdienste. Meinte er doch, „ohne ihn wäre aus der ganzen Lutherei nichts geworden“.
Das aufwendig restaurierte Priesterhaus mit der Ausstellung „Klang & Glaube“ wurde am 21. Mai 2017, anlässlich des Internationalen Museumstages, feierlich eröffnet.
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