Burg und Burgpark Gamburg
Herzlich Willkommen in einem Kulturerbe von europäischem Rang!
Die Gamburg ob der Tauber an der Romantischen Straße wurde Mitte des 12. Jhs., wohl an Stelle einer Vorgängerbefestigung, als Grenzfestung des Mainzer Erzstifts erbaut und ist damit heute eine der ältesten Burgen im weiten Umkreis. 1157 wurde sie Lehen und Residenz der aufstrebenden Edelfreien von Gamburg. Beringer der Jüngere von Gamburg ließ dort in den 1180ern einen hoch repräsentativen Saalbau mit drei Saalgeschossen errichten, wie er im deutschen Hochmittelalter nur sehr selten vorkam.
Die „Barbarossa-Fresken“ in seinem kulturhistorisch einzigartigen Hauptsaal gelten als die ältesten weltlichen Wandmalereien nördlich der Alpen (um 1200). Sie wurden 1986 von Hans-Georg v. Mallinckrodt jun. entdeckt. Die bis zu fast 4 Meter hohen und künstlerisch innovativen Malereibefunde zeigen Szenen des Kreuzzugs Friedrichs I. mit einer frühen Darstellung des Stauferkaisers, der ersten Abbildung eines mittelalterlichen Rosspanzers und sogar einer der ältesten Inschriften deutscher Sprache. Sie gelten als Erlebniserzählung des Kreuzritters Beringer und als einzig erhaltene Original-Ausmalung eines Rittersaales überhaupt.
Direkt an die Malereien schließen die Befunde der prächtigen Doppelarkaden des romanischen Saals an. Diese sind noch mit Resten von Marmorierungen sowie einem frühen Baumeisteratlanten und seltenen Kapitell- formen geschmückt. Der Saalbau verfügte ursprünglich sogar über eine Fußbodenheizung, bevor er in der Renaissance völlig umgebaut wurde. Heute ziert den Rittersaal zudem ein barocker Wandteppich von Boudewijn van Beveren. Seit 2001 ist die Gamburg als Nationaldenkmal gelistet.
Der Bergfried trägt noch Reste des originalen Pietra-Rasa-Verputzes und hatte zeitweise eine ungewöhnliche Funktion als Wasserreservoir für den barocken Burgpark. Im 2. Weltkrieg wurde er bunkerartig, u. a. für Akten über die sog. „Rote Kapelle“ und für Auslagerungen einiger Frankfurter Museen, ausgebaut.
Die Gamburg wurde, u.a. dank ihrer Rettung durch Götz von Berlichingen im Bauernkrieg, nie zerstört. Im Zusammenhang mit seiner Entführung des Mainzer Gesandten Dr. Johann Küchenmeister von Gamburg fiel auch das berühmte „Götz-Zitat“. Später war die sog. „Reichsherrschaft Gamburg“ bis 1806 de facto reichsfrei.
Im Hinteren Bau, ursprünglich der zweite große Turm der Burg, wurde 1922 die heutige Burgkapelle geweiht. Hier befindet sich ein großes Gipsrelief des Gamburger Bildhauers Clemens Buscher aus dem Jahr 1895, bei dem es sich um die identische Version eines Bronzereliefs handelt, das Teil seines im Krieg eingeschmolzenen Reiterstandbilds Kaiser Wilhelms I. in Frankfurt am Main war.
Der statuengeschmückte Barockpark direkt vor den Burgmauern und schroffen Sandsteinfelsen wurde nach alten Vorlagen mit botanischen Raritäten als Heckengarten wiederbelebt. Er wurde spätestens im 17. Jh. von den Freiherren von Dalberg auf einer künstlichen Terrasse angelegt. Ein Barockgarten dieser Größe als integraler Teil einer Burganlage, und somit als „Burgpark“, ist heute in Deutschland so gut wie einzigartig. Seine West-Ost-Ausrichtung nördlich der Burg zeugt von einem stimmungsvollen Lichtkonzept. Im Zentrum befindet sich der reizvolle Nymphenbrunnen von James Pradier. Von der einstigen Erweiterung des Parks als Deutscher Landschaftsgarten ist u. a. noch ein Obelisk aus dem Jahre 1800 erhalten.
Der Park profitiert vom besonders milden Klima des lieblichen Taubertals und den Ausläufern des nahen Naturschutzgebiets Apfelberg. Ebenso das Café des idyllischen Burghofs, dessen Palmen und andere exotische Pflanzen in der Saison mit herrlichen Düften ein mediterranes Flair verströmen. Hier ist unter den diversen Statuen auch eine direkt vom Kupferstecher Jacques Callot inspirierte kleine Zwergengalerie zu sehen. Allein im Burghof befinden sich Wappen von insgesamt 12 verschiedenen Familien.
Die Burgkapelle und das standesamtliche Wappenzimmer bieten einen wunderbaren Rahmen für Hochzeiten. Ebenso können Teile der Anlage für Tagungen, Feste u.ä. gemietet werden.
Im Alten Waschhaus befindet sich der Burgshop „Zum Melusinenbad“. Mit der Gamburg ist nämlich die Melusinensage der Gamburger Eulschirbenmühle sowie eine eigene Erzählung zu über 21 Geistern und weiteren Spukerscheinungen verbunden. Immer wieder wird dieses besondere Kulturdenkmal von Schriftstellern, Forschern oder Touristikern neu rezipiert.
Heute setzt sich die Eigentümerfamilie von Mallinckrodt intensiv für die Erforschung, die Beseelung und die lebendige Kontinuität der Burg und des Burgparks ein. Die Gamburg kann während der regulären Öffnungszeiten an jedem Wochenende und Feiertag der Saison besichtigt oder im Rahmen einer Führung besucht werden. Auf Anfrage sind Führungen auch außerhalb der Öffnungszeiten möglich. Zudem werden zahlreiche Veranstaltungen und Kurse angeboten.
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